John Carpenter’s Das Ding aus einer anderen Welt (1982)

Originaltitel: The Thing

Herstellungsland: USA

Erscheinungsjahr: 1982

Regie: John Carpenter

Darsteller: Kurt Russell, Wilford Brimley, Keith David, Richard A. Dysart, Richard Masur u.a.

Komisch. Ich kenne genug Leute in meinem Bekanntenkreis, die bekennende Fans der Frühwerke John Carpenters sind, doch erst wenn der Titel “Das Ding aus einer anderen Welt” fällt kriechen die Mundwinkel in die Höhe und die Augen glänzen. Mir geht es übrigens nicht anders … aber warum?

Mal überlegen. Liegt es an der zweifellos guten Riege der Darsteller? Der unerträglichen, immer intensiver werdenden Spannung? Der Musik? Den Effekten?

Ja, ja, ja … und nochmals ja. Carpenters Remake des 1951 von Christian Nyby gedrehten Originales (das wiederum auf der Erzählung “Who goes there?” von John W. Campbell Jr. basiert) ist ein Film, der sich beängstigend nahe am Bereich der Perfektion aufhält - und auch nach einem Vierteljahrhundert rein gar nichts von seiner Intensität eingebüßt hat.

Dabei erinnert das Setting durchaus (und sicherlich nicht ungewollt) an H.P. Lovecrafts “Berge des Wahnsinns”, wurde aber selbstverfreichlich modernisiert: Dreh- und Angelpunkt ist eine Forschungsstation irgendwo in der Antarktis, dessen Besatzung eines Tages Besuch von zwei reichlich schießfreudigen Norwegern bekommt, die ihrerseits Jagd auf einen Schlittenhund machen. Allerdings ohne Erfolg: der Schlittenhund überlebt - die beiden Norweger nicht. Als sich der Pilot R.J. MacReady (Russell - und man beachte bitte seine geniale Kopfbekleidung) zusammen mit einem Wissenschaftler aufmacht zur Lager der Norweger, stoßen sie auf eine verbrannte Ruine, in deren Trümmern sie nicht nur zwei grotesk deformierte Kreaturen finden, sondern auch Hinweise darauf, dass die Gruppe offenbar auf ein im Eis verborgenes UFO gestoßen war. Mit einem der Ungetüme im Gepäck macht man sich daraufhin wieder auf Richtung Basiscamp, wo die bizarre Wesenheit untersucht wird. Gleichzeitig passiert in den Ställen der Schlittenhunde Unglaubliches, als sich der von den Norwegern gejagte Vierbeiner in etwas verwandelt, das jeder Beschreibung spottet …

Rasch entdeckt man die schockierende Wahrheit: Der Schlittenhund war der Wirt jenes außerirdischen Organismus, der sich im UFO befunden hatte und für den Untergang der norwegischen Station verantwortlich war! Mehr noch: sollte dieser Parasit, der offenbar jede Lebensform nahezu perfekt imitieren kann, der Einsamkeit der Antarktis entkommen wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die Tage der Menschheit gezählt wären. Doch um den Organismus aufzuhalten, muss er erst mal erwischt werden - und er könnte praktisch überall sein; könnte praktisch jeder sein. Logisch, dass sich da ein wenig Paranoia breit macht …

Isolation. Schon immer war es das Kernthema in Carpenters Filmen gewesen, in der einen oder anderen Form. Aber mit Das Ding aus einer anderen Welt erfindete Carpenter diesen Terminus neu. Mehr noch - er lotete ungeahnte Abgründe aus, die durch die visionären Creature- und Make-Up-Effekte des damals noch relativ unbekannten Rob Bottin (dem wir unter anderem auch RoboCops Äußeres verdanken) und des minimalistischen, aber dadurch gerade auf ganzer Linie wirkenden Scores von Altmeister Ennio Morricone noch mehr Nahrung erhält. Doch leider war das damalige Kinopublikum auf einen dermaßen harten und kompromißlosen Film offenbar noch nicht vorbereitet gewesen. Ergo: Der Film floppte - nicht zuletzt auch dank der Freigabe ab 18 Jahren und der Tatsache, dass ein gewisser Steven Spielberg kurz zuvor mit seinem E.T. eine gänzlich andere Version von interplanetarischer Verständigung zeigte. Carpenter selbst hingegen hält das Werk für sein Bestes: “Da habe ich Horror gezeigt.” Recht hat er. Was auch die noch immer ungebrochene Anhängerschaft des Filmes beweist, der zweifellos längst zu einem Kult-Streifen geworden ist. Eine weiterer, durchaus bemerkenswerter Fakt dürfte außerdem sein, dass Das Ding unter seiner blutig-roten, unerträglich-spannenden, nervenzerfetzenden Oberfläche zudem einen bitterbösen Kommentar zu den Zuständen der 80er Jahre in seinem Kern schlummern hat; einer Zeit, in der ein Mann namens Reagan (aber auch schon andere vor ihm - und leider auch danach) ein Klima der Verfolgung schaffte, die auf ihrem Höhepunkt dem Treiben in Outpost 31 (so heißt das Camp der Amis im Film) gar nicht mal so unähnlich war.

Fazit: Super-spannende Inszenierung, grandiose (Splatter-) Effekte und überraschende Wendungen. Carpenters Bester!

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April 15th, 2007 | Film-Reviews | No comments

The Hills Have Eyes 2

The Hills Have Eyes 2 

Nun also “The Hills Have Eyes 2”, die Fortsetzung des berühmten Remakes von Wes Cravens Terror- Ulknudel „Hügel der blutigen Augen“. Oder sollte ich besser sagen „berüchtigt“ ???

Denn immerhin hat es der brilliante Vorgänger geschafft den puren Terror wieder Salonfähig zu machen und dafür gesorgt, dass in Zukunft in Sachen Gewalt und Terror auf der Kinoleinwand ganz neu Maß genommen werden musste. Doch wo  das Remake von Alexandre Aja noch Tabus brach, so einige Grenzen überschritt und dem geneigten Mainstream gezeigt hat was das Wort Terror überhaupt bedeutete, so wirkt diese Fortsetzung fast bieder… ja, man könnte sagen viel zu zahm… !!! Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, aber „The Hills Have Eyes 2“ eine treffende Wertung zu verpassen ist gar nicht mal so einfach. Ich würde es mal mit „nicht so gut wie erhofft, aber auch nicht so schlecht wie befürchtet“ beschreiben. Das trifft es ganz gut, denn diese Fortsetzung bietet in so ziehmlich allen belangen lediglich mitelprächtige Standards. Regisseur Martin Weisz, der ja mit dem Film „Rhotenburg“ und dem damit verbundenen Veröffentlichungs- Wirrwarr eher zweifelhaften Ruhm erlangte, schafft es hier leider nicht eine Fortsetzung zu inszenieren, die da weiter macht, wo Ajas Vorgänger aufhörte. Statt dessen hat man das Gefühl dass hier ständig mit angezogener Handbremse gefahren wird. Dabei liegt die Hauptverantwortlichkeit nicht nur bei Martin Weisz Regiearbeit, denn auch das Drehbuch, was vom eigentlichen Horroraltmeister Wes Craven zusammen mit seinem Sohn Johnathan verzapft wurde, sprudelt nicht gerade über vor Einfallsreichtum oder frischen Ideen. Hier sind es ein paar Soldaten, die  auf der Speisekarte der Mutanten stehen und einem myteriösen Hilferuf in die Berge folgen. Was es mit diesem Hilferuf auf sich hat dürfte klar sein. Zum Glück für die Mutanten befinden sich auch zwei weibliche GI´s innerhalb der Truppe. Die sind von nun an besonders beghrt, da sie als spätere Gebärmaschienen die Fortpflanzung der Mutanten gewährleisten sollen. Nun konnte man die Geschichte des Vorgängers ebenfalls bei weitem nicht als neu oder innovativ bezeichnen, die Umsetzung des ganzen allerdings hatte es in sich. Und genau hier hapert es gewaltig bei „The Hills Have Eyes 2“. Denn auch wenn auf der Leinwand fleißig gehackt, gestochen und gemordet wird, die Mutanten in heftigen Goreinlagen aus dem Leben scheiden… es lässt den Zuschauer irgendwie kalt. Wo man bei Ajas Attacke auf den Wohnwagen der Familie Carter kaum noch atmen konnte, so gibt’s in dieser Fortsetzung nicht eine Szene, die einen wirklich packt oder mitreisst. Vielmehr nimmt man als Zuschauer das Treiben auf der Leinwnad eher emotionlos und viel zu distanziert war um sich wirklich vom gezeigten angesprochen zu fühlen. Dabei gibt sich der Film alle Mühe das Schreckenszenarion in den Hügeln noch zu erweitern, durch den Missbrauch von zeugungsfähigen Frauen als Gebärmschienen für die Mutanten sogar noch ne Schüppe Nihilismus drauf zu legen. Doch die Umsetzung auf der Leinwand macht dabei einfach einen inkonsequenten Eindruck. Wo Aja den Weg den er angerissen hatte konsequent bis zum bitteren Ende ging, so geht „The Hills Have Eyes 2“ an der einen oder anderen Stelle den sicheren Weg einer Abkürzung (das soll jetzt keine Metapher für evtl. Gewaltschnitte sein… ;-) )… !!! Bestes Beispiel hierfür ist die Vergewaltigungsszene, von der es auch in Teil 2 eine zu sehen gibt. Während im ersten Remake dieses Verbrechen als beängstigender und uerträglicher Akt des Terrors dargestellt wird, der durch seine gezielte Inszenierung den Zuschauer tief treffen konnte, so wirkt die Szene in der Fortsetzung reichlich plump und auf Effekthascherei ausgelegt, wenn sich ein sabbernder Mutantenhühne über eine der Frauen stürzt. Krass ist das Geschehen schon, aber werde ich als Zuschauer wirklich vom Terror gepackt…. nein… dafür ist die Inszenierung einfach zu ungeschickt.

Kommen wir zum Gewaltlevel des Films, schließlich hat Ajas Vorgängerfilm wenn es um dieses Thema geht mittlerweile einen Ruf wie Donnerhall. Und auch Teil 2 ist nicht ohne, kann jedoch durch die fehlende Atmosphäre nicht den vollen Schrecken entfalten, wie derzeitige Andere Produktionen im Horrorbereich. Es wird fleißig dezimiert und ein paar nette Effekte gibt’s durchaus zu bestaunen, doch durch die fehlende Identifikation des Zuschauers mit den Opfern geht viel von der Schockwirkung flöten. Auch in diesem Punkt bleibt die Fortsetzung hinter dem Vorgänger zurück. Die Darstellung der Mutanten kann man hier noch als größten Pluspunkt zählen, da man sich zumindest bemühte hier etwas Abwechselung zu bieten. Da gibt’s einen Mutanten, der durch seine mutierte Hautoberfläche quasi die perfekte Tarnung auf den Hügeln erhält, eine blinde Brillenschlange, die sich über ihren Geruchssinn orientiert, einen etwas Irren, der wohl einen Narren an dieversen Army- Uniformen gefunden hat und natürlich den Hühnenhaften Daddy der Bande. Leider kommt aber auch hier keiner von ihnen richtig zum Zug. Eigentlich hat jeder von ihnen nur einen richtigen Auftritt. Hier wäre ebenfalls mehr drin gewesen.

Was soll ich noch großartig schreiben, denn ihr seht, hier befindet sich alles im etwas enttäuschendem Mittelmaß. Schließlich hat sich durch den Vorgängerfilm in vielen Köpfen eine enorme Erwartungshaltung aufgebaut, die dieser Film leider nicht einhalten kann. Dafür gibt sich diese Fortsetzung viel zu handzahm und wirkt nicht wirklich ausgereift, wie die vielen ungenützten Möglichkeiten zeigen. Natürlich ist der Film konsumierbar, und bietet zumindest Phasenweise einige nette Szenen, doch verglichen am Vorgänger geht diesem Sequel ganz schnell die Puste aus. Als geneigter Horrorfan, der über viele Dinge wohlwollend hinwegsehen kann, würde ich hier ein „ganz okay“ ziehen. Die erhoffte Steigerung zu Ajas Filmmonster bleibt aber definitiv aus.

Qualität 5,5

Härte 6

Review von Leatherface

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März 31st, 2007 | Film-Reviews | No comments